Das Große Gefallen
Thomas Geiger
Johanna Charlotte Trede
Eröffnung:
Sa, 24. Oktober 2020
15h – 20h
Öffnungszeiten der Ausstellung
bis 31. Dezember 2020
Thomas Geiger
Thomas Geiger nutzt in seinen Arbeiten Performance, Skulptur und Sprache,
um daraus fragmentarische Bühnen und spielerische Situationen zu erzeugen. Sie bewegen sich an der Schnittstelle von öffentlichen und privaten/ institutionellen Räumen, wo Geiger Berührungspunkte mit unterschiedlichen Formen von Öffentlichkeit schafft. Schauplatz seiner Performance Fallen/Falling ist ein Sprungturm in einem Schwimmbad, wo er sich in Zusammenarbeit mit einem professionellen Turmspringer dem Topos des fallenden Künstlers zuwendet: In der Kunstgeschichte begegnen uns zahlreiche Motive fallender Körper. In den Deckenmalereien des Barocks beispielsweise, fallen uns Unmengen von Dämonen entgegen. Ein besonderes Sujet ist jedoch der fallende Künstler selbst. Diese Tradition beginnt mit dem Sturz des Ikarus und setzt sich dann als Sujet im 20. Jahrhundert fort. Zu den bekanntesten dieser Motive zählen Yves Klein’s Leap into the Void oder Bas Jan Aders zahlreiche Stürze. Bis heute inszenieren sich Künstler*innen beim Fallen oder Stürzen und deuten an, dass es so etwas wie eine ambivalente Anziehungskraft des »sich-fallen-lassens« gibt. Die unterschiedlichen Werke zeigen nicht nur humorvolle und ironische Selbstdarstellungen, sondern auch ganz individuelle »Stile« des Fallens, die von elegant bis tollpatschig reichen.
Geigers Video zeigt 15 Neuinterpretationen dieser historischen »Künstlerstürze«. Die Arbeit lässt die historischen Vorbilder nicht nur in neuem, sportlichen Glanz erscheinen, sondern stellt ganz nebenbei auch die Frage warum es eigentlich nur männliche Künstler sind, die da fallen. Natürlich, die Kunst-geschichte wurde vehement von Männern geschrieben. Dennoch, oder gerade deswegen, liegt die Vermutung nahe, dass es eine innere Verbindung zwischen all diesen springenden und stürzenden Männern gibt, eine gemeinsame Kraft – vielleicht eine gemeinsame Angst – die sich durch diese Handlung Ausdruck verschafft.
Johanna Charlotte Trede
Johanna Charlotte Trede sammelt Momente, Wörter, Dinge und Situationen, die durch einen kurato-rischen Akt der Künstlerin zu Skulpturen werden. Sie hält alltägliche Konstellationen fest, reißt sie mitunter aus ihren Zusammenhängen, schafft dann neue Verbindungen zwischen den Dingen, um sie irgendwann wieder aufzulösen. Die Materialien dafür findet sie auf ihren Streifzügen durch den Außenraum, durchs Internet, durch Texte und Gespräche. Aneignung, Verschiebung und Rekontex-tualisierung sind ihre Methoden um ihre Sicht auf die Dinge mit dem Publikum zu teilen. Protokolle, Skizzen und Pläne dokumentieren die Beobachtungen und Anordnungen kontinuierlich. Die Künstlerin evoziert dadurch Erzählungen, die spielerisch wirken aber im Grunde todernst sind. Tredes Arbeiten sind temporär, flüchtig und momenthaft, trotzdem nehmen sie sich Raum, sind aufmüpfig und präsent. Es geht hier zwar nicht um die Ewigkeit, aber durchaus um die Wichtigkeit der Dinge.
Text: Martina Schöggl